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Aufbau und Nutzen eines Maker Space


Diana Rendina – “A makerspace is a place where students can gather to create, invent, tinker, explore and discover using a variety of tools and materials.”


Bevor man einen Maker Space einrichtet, sind im Voraus wichtige organisatorische Punkte zu regeln.

Die Aktivität

Was möchte ich anbieten und was ist vielleicht am meisten gefragt? Hier muss man die Wünsche und den Bedarf der Nutzer beachten, sowie deren Kompetenz im Umgang mit den für das Projekt notwendigen Maschinen, sowie sich im Vorfeld über die dafür notwendigen Materialien und Maschinen ausführlich informieren. Die folgenden Aktivitäten sind ein Auszug von bereits existierenden Maker Spaces. Neben Einführungskursen, Events, eigens gegründete Clubs, Experten-Tage, u. a. gibt es die Herstellung von Plakaten, Postern, Buttons und Shirts, Skulpturen, sowie Anhänger für Schlüssel, Ketten; die auf Arduino basierende Programmierung für Robotik, Virtual Reality, Bearbeitung und Erstellung von Foto und Film, Gaming, Mode + Kunst, Zeichnen und Comic-Kurse, Computerbasierte Animationen, das Werken in Holzwerkstätten und vieles mehr. Je nach Anlage lassen sich Projekte natürlich auch kombinieren bzw. gemeinsam oder nebeneinander einrichten.

Hat man die Aktivität gewählt, überprüft man anhand der restlichen Punkte, ob sich das gewählte Projekt umsetzen lässt.

Der Ort

Wo möchte und kann ich meinen Maker Space platzieren? Wird dafür ein einzelner separater Raum benötigt oder kann ich diesen zentral, umgeben von anderen Aktivitäten einrichten? Ist genügend Platz vorhanden und wie viele Teilnehmer können partizipieren? Ist es bei einer höheren Zahl an Interessenten möglich den Kurs aufzuteilen (räumlich wie vielleicht auch zeitlich?). Ist dieser Bereich frei zugänglich oder abschließbar und somit nur mit Personal bzw. der leitenden Person zugänglich? Und ist ausreichend Platz für Maschinerie und Materiallagerung vorhanden? Die richtige Einteilung für ein entspanntes und lehrreiches Arbeiten ist wichtig, da sich Nutzer wie Personal wohlfühlen und in ihren Fähigkeiten entfalten sollen. Keiner möchte in einem zugestellten Raum arbeiten, das stört die Konzentration.

Die Technik und Materialien

Welche Maschinen, Materialien und Preise möchte ich anbieten oder brauche ich? Inwiefern ist das Personal geschult, mit diesen umzugehen (Kompetenz)? Was würde der Nutzer gern sehen und selbst gebrauchen bzw. ist er in der Lage durch einfach verständliche Bedienung / Anleitung durch Personal zu nutzen? Verschiedene Maschinen stehen dabei zur Auswahl: Neben 3D-Druckern, herkömmlichen Lötkolben, Heißklebepistolen, Schweißgeräte und Vinylschneider, gibt es noch CNC-Fräsen, verschiedene Belichtungs- und Ätzgeräte, Lasercutter + Folienschneider, sowie Computer mit Grafikprogrammen oder Programmierungsprogrammen, welche die Maschinen unterstützen oder lenken. Die erlernten Fähigkeiten lassen sich so mit den am Ort vorhandenen Prototypen messen. Aber auch für eigene Marketingzwecke können die vorhandenen Maschinen benutzen werden, wie z.B. dem Druck von Bibliothekseigenen Bannern und Postern.

Bezüglich des Materials ist es wichtig zu wissen, was man wählt. Denn gerade im Kontext des Klimawandels stellt sich dazu die Frage der Nachhaltigkeit der zu benutzenden Materialien: Möchte man Materialien recyclen oder neuartiges Material benutzen? Und inwiefern lassen sich diese aufbrauchen bzw. vollständig verwerten? Werden sie gestellt oder müssen bzw. können diese auch von Nutzern mitgebracht werden? (Kostensparen). Im gleichen Zuge sind dann auch die Preislisten zu erstellen und besagte Preise je nach Besucherzahl zu senken oder zu erhöhen. Einnahmen und Ausgaben sind zwar zu beachten, doch am wichtigsten ist dabei die Regel, dass eine Bibliothek kein gewinnorientiertes Unternehmen ist.

Das Personal

Bei all diesen wichtigen Punkten ist das Personal nicht zu vergessen. Wer wird den Maker Space führen, kennt sich mit der Maschinerie aus und leitet die Nutzer im Gebrauch dieser? Denn selbst für einen 3D-Drucker braucht es bereits fachspezifische Kenntnisse. Sind Extra-Schulungen notwendig für das eigene Personal oder brauche ich vielleicht doch Spezialisten von außerhalb? Soll ein Mitarbeiter allein oder mehrere für unterschiedliche Zeiten bzw. Kurse eingesetzt werden? Wie ist diesbezüglich die Einteilung (z.B. Verhinderung durch Thekendienst o. Home-Office-Dienste, Krankheit) und inwiefern könnte ein Ersatz einspringen? Diesbezüglich stellt sich natürlich auch die Frage, ob man das Bibliothekspersonal vielleicht durch (eigens) geschulte Nutzer entlasten kann. Denn Arbeitszeiten der Bibliothekare, FaMIs, sowie die Öffnungszeiten und der Zulauf der Nutzer spielen eine gewichtige Rolle bei der Planung und Durchführung eines Maker Space. Aber auch die Aufstellung und Durchsetzung gewisser Regeln, sowie der Standardregeln ist zu vollziehen: Nicht nur in der Handhabung der Maschinen und die sowieso in Bibliotheken geltenden räumlichen Regeln (lokale Verhaltensregeln), auch allgemeine Sicherheitsregeln müssen eingehalten werden (z.B. Brandschutzregeln). Frühzeitige Planung und Schulung sind in diesem Fall Gold wert und verhindern spätere Komplikationen wie Unfälle, die hätten vermieden werden können. Idealerweise bekommen Nutzer wie auch Personal eine vorab ausführliche und einfach verständliche Schulung innerhalb des Gesamtkonzeptes, um jenes anschließend selbstständig durchzuführen.

Finanzierung

Auch wenn Geldfragen immer recht unangenehmer Natur sind und eine Bibliothek wie oben bereits erwähnt, kein Unternehmen ist, muss auch sie auf ihre Einnahmen und Ausgaben achten. Die Finanzierung eines Maker Space kann man dabei auf verschiedene Arten praktizieren:

Einerseits können solch soziale und gemeinde-fördernde Projekte von gemeinnützigen Vereinen, der Stadt oder Stadtplanungsprojekten, sowie privaten Sponsoren finanziert werden. Bei letzteren ist natürlich darauf zu achten, keinen negativen Einfluss auf die Institution des Wissens nehmen zu lassen. Also die Bibliothek nicht als ein Unternehmen ummodeln zu lassen. Werber und Werbung durch solche Sponsoren, wie z.B. die Firmen, die 3D-Drucker stellen, können den Rahmenplan des Projektes vorgeben und besitzen somit einen Einfluss auf den gesamten von ihnen gestellten Maker Space und dadurch auch die Kontrolle darüber, ob, wann und wie der Maker Space stattfindet. Auf der anderen Seite können diese am besten die eigens gestellten Geräte warten und den Umgang damit lehren. Wichtig für jede Bibliothek ist aber an erster Stelle immer, und daher ist eine Finanzierung aus eigenem Budget oder Stadtplanungs- wie auch Hilfsprojekten vorzuziehen, dass der Maker Space – und im Zuge dessen auch die Bibliothek als Lernraum – kein Gewinnorientiertes Konzept und keine Massenproduktion ist, sondern sein Fokus auf dem Gemeinnutzen liegt.

Ein Maker Space lebt von Kooperationen und dem Wissen zwischen Werkstätten, technischen Unternehmen (nicht nur als Sponsoren, sondern auch kleine Eigenbetriebe der Umgebung) und den Nutzern selbst.

Wichtig zu beachten bei der Finanzierung ist auch die Wartung der Gerätschaften, welche meist durch Mitglieds- oder Schulungsgebühren erfolgen (oder eben durch deren Firmen). Manche Maker Spaces nutzen daher Mitgliedschaften von monatlichen 15 – 20 Euro oder kostenlos, also eine teils unendliche Nutzung, welche in der Mitgliedskarte enthalten ist (z.B. in der Bibliothekskarte enthaltenen 10 Euro). Natürlich sind Spenden nicht ausgeschlossen.

Fazit

Alle erwähnten Punkte bilde den Rahmenplan für einen Maker Space und geben Bibliotheken somit eine Orientierung. Aber was ist ein Maker Space?

Zusammengefasst ist ein Maker Space eine Werkstatt, in der Nutzer selbstständig und unter Anleitung Fähigkeiten entwickeln oder weiterentwickeln und diese gemäß sozialer Interaktion weitergeben können.

Idealerweise kann ein Nutzer dadurch eigene Erfahrungen machen, also seine Grenzen testen, Projekte erstellen oder sich mit anderen Nutzern gemeinsam treffen, um etwas Gemeinsames zu gestalten bzw. erschaffen. Diese Art der Fortbildung und der Wissensaneignung kann Nutzern in ihrem späteren Leben für Bewerbungen auf verschiedene Berufe sowie im Arbeitsleben von Nutzen sein. Daher ist der Maker Space ein Raum fürs Lernen auf einer neuen Ebene, die es so zuvor nur selten und in anderem Maße in Bibliotheken gab. Gleichzeitig ist dieser in unserer heutigen modernen und zunehmend digitalisierten Welt notwendig, um Bibliotheken als Gemeinschaftsort des Zusammenkommens und freien Ort des Lernens, des (gesammelten) Wissens – also frei von negativen Einflüssen - zu erhalten.

 


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